Sönke Clar zum Thema „kindgerechtes Bauen“ in „Ganz nah dabei, Raumgestaltung für 0- bis 3-jährige“ von Christel van Dieken, Julian van Dieken, erschienen im Cornelsen Verlag 1.April 2013, ISBN-10 : 3589247851

"Also, wenn ich Kind wäre und mir einen Kindergarten wünschen dürfte, dann würde ich die Kita dort wollen, wo man morgens zu Fuß hinkommt. Die Kita würde eine Tür haben, die ich selber öffnen kann, die aber trotzdem groß genug ist, damit ich auch durchgetragen werden kann. Die Garderobe wäre so, dass ich selber an meine Sachen komme, dass genug Platz ist, dass Mama oder Papa mir helfen, ohne gleich schlechte Laune zu bekommen. Es gäbe einen großen Eingangsbereich, in dem ich meine Gäste empfangen kann (Mama, Papa, Oma, Opa), damit die nicht immer gleich in meinem Wohnzimmer (Gruppe) stehen. Ich könnte meinen Gästen eine Toilette und einen Sitzplatz anbieten. Es gäbe Platz für Ihre Schuhe und Jacken. Da ich mit allen Sinnen und auch viel auf dem Boden arbeite, haben Straßenschuhe oder gar Kinderkarren in meinem Haus nichts zu suchen. Man mag sich gar nicht vorstellen, wo die überall waren. Und ich wünsche mir ein Sofa, damit mir noch ein Buch vorgelesen werden kann. In meinen Arbeitsräumen wäre alles gut organisiert mit viel Stauraum, damit ich immer nur die Sachen sehe, mit denen ich mich beschäftigen will und die meine Mitarbeiter (Erzieher) für mich vorbereitet haben (vorbereitete Umgebung). Weil ich meine Mitarbeiter gerne sehe, möchte ich, dass es in meinen Arbeitsräumen genug Stauraum gibt, dass nicht alles aus weit entfernten Räumen geholt werden muss. Wenn ich eine neue Windel brauche, dann brauche ich die schnell. Deshalb will ich einen kurzen Weg zum Wickeltisch haben und in der Nähe auch eine Toilette, falls ich es mir doch mal anders überlege. Wenn ich Hunger habe, möchte ich in die Küche, da riecht es immer so gut, weil alles frisch zubereitet wird. Manchmal helfe ich sogar gern und sehe, wo das ganze Essen herkommt und wie mein/e Koch/Köchin es zubereitet. Ich möchte mir mein Essen selber aussuchen und selber nehmen und selber essen. Ich möchte nicht in meinen Arbeitsräumen essen, weil es dann hinterher nicht so gut riecht und die ganzen Tische und Stühle dort stören. Weil ich neue Dinge so liebe, möchte ich in allen meinen Räumen, alles selber machen. Ich bin Künstler. Ich will mich mit meinen und den Werken meiner Freunde umgeben. Wir bearbeiten immer neue Themen. Unsere Anregungen kommen von unseren Mitarbeitern (Erziehern), den Jahreszeiten und einfach von unseren Ideen! Unsere Räume dürfen deswegen nicht so festgelegt sein. Sonnengelb ist eine schöne Farbe, aber eher auf einem Bild als an der Wand! Außerdem brauche ich Platz für meine Kunstwerke - auch an den Wänden. Wenn ich müde bin, möchte ich mich zurückziehen, es soll ruhig sein und dunkel, aber nicht ganz. 

Ich möchte die anderen sehen können und wenn es mir mal nicht so gut geht, will ich, dass jemand bei mir ist. Manchmal mag ich in einem Bett schlafen oder in einem Korb oder einfach auf der Fensterbank. Ich will aber auch, dass es meinen Mitarbeitern gut geht. Ich hasse schlechtgelaunte Menschen/Erwachsene. Da meine Freunde und ich manchmal etwas laut sind, muss man etwas für die Akustik tun. Meine Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen, damit sie immer voll für mich da sind und mich bei meiner Arbeit unterstützen. Sie müssen gut sitzen können, auch wenn alles für die so groß sein muss. Für meine Mitarbeiter ist mir nichts zu teuer. Alles ist mehr als doppelt so groß wie nötig: Tische, Stühle, usw. oder an der falschen Stelle: Lichtschalter, Handläufe, Fensterbrüstungen. Aber die können ja auch nichts dafür. Wichtig ist mir auch Licht. Große Fenster, möglichst bis zum Boden, damit auch ich rausschauen kann. Wenn möglich nach Norden, damit es im Sommer nicht so warm wird. Auch kleine Fenster sind schön, im Dach oder so, damit die Sonne auch von der warmen Seite reinkommt. Man sieht dann die Sonnenstrahlen so schön. Aber auch wenn die Sonne mal nicht scheint, brauche ich Licht. Viel gleichmäßiges Licht zum Arbeiten, aber weich und indirekt, das blendet nicht so, und die großen Menschen um mich rum sehen viel besser aus. Wenn ich mich ausruhe und mir etwas erzählt wird, dann soll es etwas gemütlich werden. Ohne so viel Licht. Dann braucht es nur eine ganz kleine Lampe, wie eine Kerze. Oh, die Nachbarn habe ich noch vergessen (Geschwister/Freunde im Elementarbereich oder Hort). Also, ich mag meine Nachbarn und gehe die auch gerne mal besuchen. Aber die sind oft sehr laut und wild, deshalb bestimme ich gerne selbst, wann die in meine Nähe kommen sollen oder nicht. Morgens zum Beispiel, wenn ich gebracht werde, bin ich oft noch etwas müde und schlecht gelaunt. Da kann ich es nicht gut haben, wenn meine Nachbarn laut johlend an mir vorbeirennen. Wenn ich dann abgeholt werde, mag ich es, wenn meine Sachen alle an ihrem Ort sind. Meine Schuhe, meine Jacke, mein Schneeanzug, meine Regenhose, meine Regenjacke, meine Gummistiefel und alles, was ich am Tag so erarbeitet (gebastelt) habe. Ich bin nämlich etwas vergesslich und finde die Sachen so schnell nicht, und das führt immer zu Ärger mit meinen Mitarbeiter/innen. Und dann geht’s ab nach Hause. Da hab ich schließlich auch noch so einiges vor mir! Ich glaube, so wäre für mich 'kindgerecht'. Aber wenn ich es mir richtig überlege, dann würde ich auch als Erwachsener gern so leben."